Autismustherapie: Unterstützung und Förderung für ein erfülltes Leben
Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) umfassen eine Vielzahl von Entwicklungsstörungen, die das soziale Verhalten, die Kommunikation und das Verhalten beeinflussen. Die Diagnose Autismus bedeutet jedoch nicht, dass Betroffene keine Möglichkeit haben, ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben zu führen. Mit gezielter Autismustherapie können Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit ASS ihre Fähigkeiten entwickeln und stärken.
Autismustherapie umfasst eine Reihe von therapeutischen Ansätzen und Techniken, die darauf abzielen, die Symptome von Autismus zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Da Autismus eine sehr individuelle und vielfältige Störung ist, gibt es keine Einheitslösung. Stattdessen wird die Therapie individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Einzelnen angepasst.
Ansätze und Methoden der Autismustherapie
Aufmerksamkeits-Interktions-Therapie (AIT)
Hierbei handet es sich um eine Anleitung zur Entwicklung mehrerer individueller „Sprachen“ bzw. Möglichkeiten des Austauschs für diverse Interaktionssysteme, z.B. Therapeut-Kind, Mutter-Kind, Familie-Kind, und Institution-Kind. Diese Austauschwege bzw. Sprachen werden unter Beteiligung des Kindes im therapeutischen Prozess entwickelt.
Early Start Denver Model (ESDM)
Eines der wesentlichen Ziele dieser frühen Intervention ist die Verbesserung der Fähigkeit zur Imitation als einer der wesentlichen Grundpfeiler für den Erwerb von aktiver verbaler Sprache. Darüber hinaus formuliert das ESDM u.A. folgende weitere Lernziele: der Erwerb der Zeigegeste, die Verbesserung des Blickkontakts, sowie die Fähigkeit, jemanden um Hilfe zu bitten.
Autismusspezifische Verhaltenstherapie (AVT)
Bei der Verhaltenstherapie handelt es sich um eine therapeutische Orientierung, welche vor allem durch Lernprozesse versucht, funktionales Verhalten auf- und dysfunktionales Verhalten abzubauen. Die autismusspezifische Verhaltenstherapie berücksichtigt die Besonderheiten der Autismus-Spektrum-Störung, wie z.B. die kommunikativen, emotionalen sowie entwicklungspsychologischen Aspekte. Hauptziele können bspw. der Abbau von Verhaltensproblemen (z.B. Stereotypien, Zwänge, aggressives Verhalten) und der Aufbau bzw. die Ausweitung bestehender Fertigkeiten sein (z.B. Kommunikation, Sozialkompetenz, Spielverhalten).
PECS (Picture Exchange Communication System)
Es handelt sich um ein bildkartengestütztes System zur Kommunikationsförderung bestehend aus 6 Phasen. Das Prinzip: dem Kommunikationspartner wird eine Karte mit dem Abbild des gewünschten Gegenstandes/Tätigkeit überreicht, woraufhin der Kommunikationspartner der Aufforderung nachkommt. In den darauf aufbauenden Phasen werden u.A. die Bildunterscheidung, sowie das Bilder-zu-Sätzen kombinieren erarbeitet. Mit Hilfe von PECS kann auch das Kommentieren oder auf Fragen antworten gelernt werden.
Unterstützte Kommunikation (UK)
Basis ist ein humanistisches Menschenbild und die Betonung des Rechts eines Jeden auf Selbstbestimmung & Partizipation. Im konkreten meint „unterstützte Kommunikation“ jegliche therapeutische Maßnahmen zur Erweiterung der kommunikativen Möglichkeiten von Menschen, welche nicht oder kaum über Lautsprache verfügen. Umgesetzt werden kann sie über: Kommunikation über Gebärden/Körpersprache/Mimik, Kommunikation über Objekte/Symbole/Bildkarten (s.o.) oder über Technische Kommunikationshilfen (Sprachausgabegerät).
Theory of Mind-Training
Es handelt sich um ein Training der sozialen Perspektivenübernahme: Es soll autistischen Menschen helfen, sich besser in den mentalen Zustand einer anderen Person hineinversetzen zu können (bspw. die Wünsche, Pläne, Gefühle oder Absichten anderer zu erkennen). Auch ein besseres Verständnis sozialer Situationen und damit verbundener Rollen kann im Rahmen des ToM-Trainings erreicht werden.
Soziales Kompetenztraining im Rahmen der SKT
Soziale Kompetenztrainings werden im Rahmen eines gruppentherapeutischen Angebots durchgeführt. Insbesondere im Rahmen der Arbeit mit Menschen im Autismus-Spektrum sind Gruppenangebote von ausgesprochen großem Wert. Mitglieder der Gruppe können Sozialkompetenzen im direkten Kontakt zu anderen erwerben, ausbauen und festigen. Daher ist ein essentieller Anteil unserer autismusspezifischen Arbeit unsere Soziale Kompetenz- Trainingsgruppe (SKT).
Social Stories
Eine soziale Geschichte beschreibt in einfacher Sprache eine soziale Situation/ein Konzept oder eine soziale Fähigkeit und liefert die benötigten Informationen, um diese zu bewältigen (Beispielthemen: Umgang mit Veränderungen, Jemanden begrüßen, einen Kompromiss schließen).
Comic Strip Conversations
Gesprächssituationen werden in Comic-Art gezeichnet. So wird das Gesagte strukturiert und visualisiert und ist dadurch besser verständlich. Situationen werden sukzessive mit zunehmender Komplexität aufgebaut.
TEACCH
(Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children)
Pädagogisch-therapeutischer Ansatz, dessen zentraler Aspekt die Strukturierung und Visualisierung im Alltag darstellt – Menschen mit ASS bevorzugen oft den visuellen Wahrnehmungskanal und profitieren von Struktur und Planbarkeit. Diese Aspekte werden im TEACCH-Ansatz vereint. Strukturierung erfolgt bspw.räumlich (Zuordnung von Gegenständen zu bestimmten Plätzen; Bilder; Beschriftungen) und zeitlich (Anfangs- und -Endroutinen; Uhren; Signale; Zeitpläne). Visualisierung erfolgt ebenfallsräumlich (bspw. einzelne Bereiche durch Symbole verbildlichen; Regale/Schränke mit Fotos/Symbolen beschildern) und zeitlich (bspw. visuell anschauliche Tagespläne; Time-Timer). Darüber hinaus können auch Handlungen visualisiert werden (bspw. Hände waschen/jemanden begrüßen).
Die Rolle der Familie und des Umfelds
Ein wichtiger Aspekt der Autismustherapie ist die Einbeziehung der Familie und des sozialen Umfelds. Eltern, Geschwister und andere Bezugspersonen spielen eine zentrale Rolle im therapeutischen Prozess. Durch Schulungen und Unterstützung können sie lernen, wie sie am besten mit den Herausforderungen umgehen und die Therapieziele im Alltag umsetzen können.
Ziele der Autismustherapie
Die Hauptziele der Autismustherapie sind:
- Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten
- Förderung sozialer Interaktionen
- Entwicklung von Alltagskompetenzen
- Steigerung der Unabhängigkeit und Selbstständigkeit
- Reduktion von problematischem Verhalten
Fazit
Autismustherapie bietet vielfältige Möglichkeiten, die Lebensqualität von Menschen mit Autismus zu verbessern. Durch individuell angepasste Therapien können Betroffene ihre Potenziale entfalten und ein erfülltes Leben führen. Es ist wichtig, frühzeitig mit der Therapie zu beginnen und kontinuierlich daran zu arbeiten, die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Mit der richtigen Unterstützung und einem starken Netzwerk können Menschen mit Autismus bedeutende Fortschritte machen und ihre Ziele erreichen.